HALLER UND BARTH: DIE NACHBARIN
RATEKRIMI -
5000 ZEICHEN - © BY JENS KLAUSNITZER
Eine Nachbarin findet eine Frau tot in der Küche ihrer Wohnung. Die
Zeugin verdächtigt aber nicht etwa den Ex-Mann, sondern drei Frauen aus
dem Umfeld der Toten, die auch sie kennt.
„Vielleicht hat uns diese Nachbarin gerade drei Verdächtige genannt!“,
murmelte Kriminalkommissar Christoph Barth und blickte der Frau nach,
einer schlanken, mittelgroßen Person Mitte fünfzig, die eilig die Treppe
nach oben lief. Sein Kollege, Kriminalhauptkommissar Torsten Haller, der
noch immer nachdenklich die Wunden am Kopf des auf dem cremefarbenen
Fliesenboden der Küche liegenden Opfers betrachtete, sah das etwas
anders.
„Vielleicht ist unsere Nachbarin aber auch einfach nur eifersüchtig,
weil unsere Tote hier, die im gleichen Alter ist, neben ihr noch eine
Freundin, eine Arbeitskollegin und eine Schwägerin in ihrem näheren
Umfeld hatte, die sie oft besuchten! Es soll auch Frauen geben, die auf
Frauen eifersüchtig sind!“
Kurze Zeit später hörten sie durch die offene Wohnungstür Schritte auf
der Treppe. Die Nachbarin kehrte mit einem kleinen grünen Zettel zurück,
auf den sie fein säuberlich die Namen der Verdächtigen notiert hatte.
Sie reichte Haller das Stück Papier. „Es ist schon zwei oder drei Jahre
her, dass die mir ihre Adressen gegeben haben, deshalb weiß ich nicht,
ob die wirklich noch richtig sind. Die Namen sind aber auf jeden Fall
richtig. Ich habe auch vorsichtshalber die Telefonnummern mit
aufgeschrieben, falls Sie die vorher anrufen wollen, bevor Sie zu ihnen
fahren.“
Während die beiden Kommissare auf die Rechtsmedizinerin und die
Spurensicherung warteten, erklärte die Nachbarin, die sich inzwischen
einigermaßen beruhigt hatte, noch einmal, wie sie die Tote gefunden
hatte. „Sie ist geschieden, ich bin verwitwet, wir leben beide allein!“,
begann die Frau. „Deshalb hole ich samstags immer Brötchen vom Bäcker
und wir frühstücken gemeinsam.“ Sie seufzte. „Heute wollten wir das auch
wieder tun. Aber als ich die Wohnungstür öffnete, sah ich sie in der
Küche liegen. Sie war nicht ohnmächtig, wie ich hoffte, sie war tot! Ich
habe ihren Puls gefühlt, aber da war nichts mehr. Nur noch dieser
widerliche Geruch!“
Rechtsmedizinerin Susanne Ehlers bestätigte die erste Vermutung der
beiden Kommissare. „Hier haben wir nicht den Klassiker mit dem stumpfen
Gegenstand, hier haben wir mehrere spitze Gegenstände. Die Frau wurde
wahrscheinlich gestoßen, ist rückwärts gestolpert und mit dem Hinterkopf
gegen die Ecke des Tresens da gestürzt, dann mit der Schläfe gegen den
Griff des Backofens und schließlich mit der Stirn auf die Fliesen. Wäre
sie nur ausgerutscht, wären die Verletzungen nicht so erheblich und es
gäbe diese Blutspuren nicht!“ Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. „Neun
Uhr dreißig. Ihrem Zustand nach würde ich als Tatzeit sieben Uhr
vermuten, plus oder minus eine halbe Stunde!“
Hinweise auf eine Verabredung fanden Haller und Barth in der Wohnung
nicht, auch keine auf eine aktuelle Beziehung zu einem Mann. Sie würden
also erst einmal die Liste der Nachbarin abarbeiten und die drei Frauen
befragen. Wenn sie mit der Schwägerin begannen, konnten sie mit dem
Bruder auch gleich den einzigen noch lebenden Verwandten informieren.
Christoph Barth nickte beeindruckt, als sie in die Einfahrt zum Haus des
Bruders bogen, das eigentlich kein Haus, sondern eher eine Villa war.
„Ihre Schwester Elke Maresch wurde heute Morgen gegen sieben Uhr Opfer
eines Verbrechens!“, erklärte Haller dem Bruder. „Wir möchten unser
Beileid ausdrücken, müssen Sie aber leider auch fragen, wo Sie zu dieser
Zeit waren.“ Die Schwägerin murmelte: „Wir haben da noch geschlafen,
mein Mann im Schlafzimmer, ich im Gästezimmer!“
Ein Gespräch war nicht möglich, weil die Schwägerin heftig zu weinen
begann und der Bruder der Toten aus dem Fenster auf die Terrasse starrte
und niemanden mehr wahrzunehmen schien.
Die Arbeitskollegin öffnete die Tür ihrer Mietwohnung und sah sie
fragend an. „Ihre Kollegin Elke Maresch ist gegen sieben Uhr heute
Morgen verstorben!“, informierte Haller auch sie. „Wir gehen von einer
Straftat aus!“ Die Frau schüttelte den Kopf und stemmte die Hände in die
Hüften. „Aha! Und ich soll die Täterin sein, oder wie? Nein, ich habe
sieben Uhr ferngesehen! Weil ich nicht mehr schlafen konnte. Und nein,
einen Zeugen habe ich nicht!“
Blieb noch die dritte Frau, die Freundin des Opfers. „Wir müssen Ihnen
leider mitteilen, dass Ihre Freundin Elke Maresch heute Morgen getötet
wurde!“ Diesmal war es Christoph Barth, der die Nachricht überbrachte.
Die Frau sank auf die Knie und schluchzte: „Um sieben habe ich hier
geputzt. Geputzt! Und sie hätte meine Hilfe gebraucht!“
Wissen Sie, wer sich als Täterin verraten hatte?
LÖSUNG:
Die Freundin ist die Täterin - weil die Kommissare nur ihr gegenüber die
Tatzeit nicht erwähnen, sie aber die Tatzeit trotzdem kennt und für
diese Zeit sofort ein Alibi angibt!
PRIVATDETEKTIVIN SIMONA STARKE: HARTIGS HANDY
RATEKRIMI -
5000 ZEICHEN - © BY JENS KLAUSNITZER
Ich heiße Simona Starke und ich habe zwölf Schuljahre meines Lebens
unter diesem Namen gelitten! Als leere Lehrer und unfreundliche
Schulfreunde nämlich beim Austeilen der Zeugnisse und beim Einteilen der
Partys mit einem zweideutigen Grinsen meinen Namen – wie in manchen
Gegenden üblich, wenn vom Hallinger Herbert gesprochen wird – rückwärts
lasen, mich Mädchen mit den extra dicken Knochen also „Starke Simona“
nannten, aber eigentlich „starke Simona“ meinten. Nun steht dieser Name
an einer Bürotür, ich sitze in diesem Büro und vor mir liegt meistens
kein Ermittlungsbericht, sondern die Mappe mit den unbezahlten
Rechnungen. Wie an diesem drögen Donnerstag, als kurz nach zehn Uhr das
Telefon klingelte und ich zusammenfuhr ... „Finger weg!“, riet die eine
innere Stimme, die ängstliche, und ich war einverstanden. Wer konnte zu
dieser Zeit etwas wirklich Wichtiges wollen? Der Vermieter die Miete
erhöhen oder die Stadtwerke den Strom sperren? Beide Neuigkeiten wollte
ich mir ersparen, ebenso den zur gemeinen Gewohnheit gewordenen
Drohanruf eines schweren Jungen, der nur siebzig Kilo wog. „Nimm ab,
wenn du nicht abnehmen willst, weil du dir die Butter aufs Brötchen
nicht mehr leisten kannst!“, kreischte die andere innere Stimme, die
gierige, und nach einem letzten Blick auf eine letzte Mahnung riss ich
den Hörer an mich und mein Ohr. „Sind Sie die Simona Starke aus den
Gelben Seiten, die Privatdetektivin?“, erkundigte sich die dritte
Stimme, die ich an diesem Tag hörte, diesmal eine äußere Frauenstimme,
und ich nickte ein deutliches „Ja!“ in die Leitung. Ich bedankte mich
gedanklich, dass nicht schon wieder die „starke Simona“ aufgetaucht war,
ein Plus, das den hässlichen Hinweis auf meine völlig misslungene
Anzeige im Branchenbuch mehr als wettmachte. „Es wäre nett, wenn Sie
sofort vorbeikommen könnten, wir haben hier nämlich nach unserem Empfang
gestern ein kleines Problem!“ Bevor ich mich auf einen eifersüchtigen
Ehemann, eine zerschlagene Terrassentür oder das verbogene Tafelsilber
vorbereiten konnte, verkündete die Frau: „Uns ist ein Mobiltelefon
gestohlen worden und das muss unbedingt wiederbeschafft werden!“ Weil
nicht das Gerät an sich, sondern der gespeicherte Inhalt angeblich mehr
wert war als mein kleiner Kleinwagen! Weshalb meine andere innere Stimme
– die gierige, Sie erinnern sich – bei einem solchen Auftragswert sofort
die Honorar-Geldscheine klimpern hörte! Die Hartigs, meine nun neuen
Klienten, bewohnten eine Villa, die von der Größe her locker eine Kita
hätte beherbergen können. Ich brauchte zehn Minuten von meinem Büro bis
zu dem in eine weiße Steinmauer eingehangenen Stahltor, weitere zehn
Minuten von diesem Tor über den bräunlichen Plattenweg bis zur Villa und
noch einmal die gleiche Zeit, um den „lieben Herrn Riedel“ kennen zu
lernen. Dieser Mitteldreißiger sah zwar mit seinen eins neunzig
Körperhöhe und der mächtigen Muskelmasse eher wie ein heimlicher Lover
oder ein unheimlicher Fitnesstrainer, nicht aber wie der Mann für den
Staubsauger und das Servieren der Senfsauce aus, wurde mir aber trotzdem
als „guter Geist“ vorgestellt. Nicht der in der Flasche, sondern der mit
der Flasche, denn als ich mich in seinem standeskorrekt unter dem Dach
gelegenen Zimmerchen niedergelassen hatte, bot er mir einen für diese
Zeit viel zu harten Drink an. Der riesige Riedel hatte am vorherigen
Abend nicht nur Schnittchen nachgelegt und sich mit einem Tablett mit
Champagnergläsern in dem saalartigen Raum im Erdgeschoss herumgetrieben,
er hatte auch eine Menge beobachtet. „Die Herrschaften waren draußen,
als der Empfang vorbei und die Gäste bereit zum Aufbruch waren!“,
verriet er in einem unterwürfigen Ton, zu dem ihm wahrscheinlich sein
Arbeitsvertrag und sein Steuerberater geraten hatten. Dem sicheren
Wissen folgte eine Vermutung: „Ich nehme an, der Letzte, der ging, hat
das Handy der Herrschaften einfach eingesteckt! Das lag – müssen Sie
wissen - im Foyer auf einem Schränkchen!“ Schon waren wir am
schwierigsten Punkt der Angelegenheit angelangt, denn Riedel hatte keine
Ahnung, wer dieser Letzte gewesen sein konnte. „Ich bin untröstlich,
junge Frau, aber genau das weiß ich leider nicht!“ Die „junge Frau“
begriff schnell, dass der gleichaltrige Typ kein Interesse an einem
gemeinsamen Eisbecher hatte. „Martinetz und Koch waren noch hier, als
sich Eisenkolb verabschiedete!“, erfuhr ich. Der große Kerl war wohl nur
auf seine Arbeitgeber fixiert, denn vor den Gästen ließ er jeglichen
Respekt vermissen. „Als der dicke Martinetz nach Hause fuhr, saß Tomanek
noch an seinem Platz, ich bemerkte es, als ich Teller in die Küche
brachte! Martinetz verließ uns gleich nach Eisenkolb und der widerliche
Koch nicht nach Nawroth, sondern nach Martinetz, aber vor Tomanek! Der
Nawroth verschwand direkt nach Koch!“ Schön und schlecht, mir ging es
ähnlich wie Riedel – auch ich war in der „Wer-denn-nun?“-Frage völlig
ahnungslos. Und die vielen Namen brachten mich nicht weiter, sondern nur
durcheinander ...
Wissen Sie vielleicht, wer das Handy mitgenommen hat?
Meine Auftraggeber sind nämlich inzwischen schon ziemlich nervös!
LÖSUNG:
Tomanek ist der Täter! Aus den Beobachtungen des Angestellten
ergibt sich eine Reihenfolge, in der die Gäste die Villa verlassen
haben: Eisenkolb – Martinetz – Koch – Nawroth – Tomanek Weil der Letzte
der Täter ist und Tomanek als Letzter ging, kann nur Tomanek der Täter
sein!
DER GESANG
RATEKRIMI -
1800 ZEICHEN -
© BY JENS KLAUSNITZER
Ich bin Ihr Sonntagsdetektiv und ich möchte
hier mit Ihnen meinen neuen Fall lösen, den Fall mit dem Gesang …
„Wir haben Bass! Wir haben Bariton! Wir haben
Tenor! Wir haben Alt! Wir haben Mezzosopran! Wir haben Sopran! Und wir haben ein
Problem!“
Der Intendant des Opernhauses hatte also ein
Problem. Allerdings hatte er kein Problem mit dem Äußeren des Opernhauses. Er
hatte ein Problem mit dem Inneren des Opernhauses. Denn er hatte ein Problem mit
einer Sängerin oder einem Sänger des Opernhauses. Außerdem hatte er noch ein
Problem mit meinem Allgemeinwissen. „Sie wissen nicht, was Bass, Bariton, Tenor,
Alt, Mezzosopran und Sopran sind?“
Ich wusste es. Weil ich wusste, dass es
Stimmlagen in der genannten Reihenfolge von tief nach hoch waren. Wobei die
ersten drei Stimmlagen männliche und die letzten drei Stimmlagen weibliche
waren. Aber ich tat so, als ob ich es nicht wusste. Weil ein Klient nicht immer
wissen muss, was ein Detektiv weiß. „Bass steht an meinem Radio. Alt ist eine
Biersorte im Rheinland. Und mein Essen kocht mir meine Mutter auf dem
Sopran-Herd!“ Als wir beide uns wieder einigermaßen beruhigt
hatten, regte sich der Mann wieder einigermaßen auf. Weil er wieder an die
eingeworfene Scheibe seines Wagens auf dem Parkplatz des Opernhauses dachte. Und
an den Stein mit dem Zettel mit der Forderung „Wir Sängerinnen und Sänger wollen
höhere Honorare!“ auf dem Beifahrersitz. „Was erwartet mich nun? Eine eingeworfene
Scheibe an meiner Haustür? Eine eingeworfene Scheibe an meiner Terrassentür?
Oder eine eingeworfene Scheibe an meinem Aquarium?“ „Sie erwartet eine Honorarerhöhung für Ihre
Sängerinnen und Sänger, die Ihre Sängerinnen und Sänger von Ihnen erwarten!“,
riet ich. Bevor der mutlose mittlere Sänger in der Bürotür verriet, dass er der
Täter war …
Wer war dieser Täter?
LÖSUNG:
Der Bariton ist der Täter! Die genannten Stimmlagen („… Bass, Bariton,
Tenor, Alt, Mezzosopran und Sopran …“) sind nach den Hinweisen
„Stimmlagen in der genannten Reihenfolge von tief nach hoch“ und dabei
sind „die ersten drei Stimmlagen männliche und die letzten drei
Stimmlagen weibliche“ – weil der „mittlere Sänger“ (mittlere der
männlichen Stimmlagen, weil „mittlere“ und außerdem „Sänger“ männlich)
der Bariton ist, kann nur der Bariton der Täter sein!
SCHWARZ UND SCHWARZ … UND DER FALL IN DER SCHULE
RATEKRIMI -
3000 ZEICHEN -
© BY JENS KLAUSNITZER
Ich bin Pfarrer David Schwarz von der
Kirchengemeinde St. Antonius, deren Mitglied auch die Ehefrau meines Bruders -
Kriminalhauptkommissarin Franziska Schwarz - ist. Weil auch in meiner Gemeinde
hin und wieder ein Mensch einmal den rechten Weg verlässt und ich mich immer
dann zufällig in der Nähe aufhalte, möchte ich meiner Schwägerin helfen und
gemeinsam mit Ihnen ihren neuen Fall lösen … „Herr Pfarrer, Herr Pfarrer!“, schrie der
Junge aus unserer Gemeinde aus meinem Handy in mein Ohr. „Wissen Sie, wo die
Frau Schwarz ist? Die Frau Schwarz muss unbedingt in unsere Schule kommen! Und
die Frau Schwarz muss Suchhunde und Helikopter und Wasserwerfer und Handschellen
mitbringen! In unserer Schule ist nämlich ein furchtbares Verbrechen geschehen:
Irgendein Idiot aus einer anderen Klasse hat mir in der Pause
hier auf der Treppe zwischen der zweiten und der dritten Etage
mein Handy geklaut! Wissen Sie, wo die Frau Schwarz ist?“ Ich konnte Julian beruhigen, denn meine
Schwägerin war gerade in dieser Schule. Und ich stand gerade vor dieser Schule.
Weil Franziska in einer Klasse gerade einen Vortrag hielt und weil ich Franziska
gerade gefahren hatte. Drei Minuten später fand ich Julian und zwei
Freunde auf der Treppe. Weitere zwei Minuten später fand uns Franziska. Von
einem der Freunde hatte Julian ein Handy zum Telefonieren bekommen. Und von
Franziska ein Papiertaschentuch zum Trocknen der Tränen, die nun doch flossen. „Elias, Philip, Leon oder Eric ist das
gewesen, die sind alle in der Pause unterwegs gewesen!“, schniefte Julian und
einer der Freunde nickte. „Wir müssen in jeder Pause von einem Zimmer zu einem
anderen Zimmer wechseln. Wenn wir von einem Zimmer in der einen Etage zu einem
Zimmer in der anderen Etage wechseln müssen, dann müssen wir über die Treppe.
Und dann ist hier auf der Treppe echt was los!“ Nun nickte auch der andere Freund. „Die Zimmer
in dem Haus hier sind nicht so normal nummeriert wie die Zimmer in einem
Bürohaus. Wenn wir bei uns zum Beispiel vom Zimmer vier zum Zimmer fünf gehen
müssen, dann müssen wir nicht ins Nebenzimmer, sondern in eine andere Etage
gehen. Manchmal blicken wir da nicht mehr durch und manchmal blicken da auch die
Lehrer nicht mehr durch!“ Die Jungs sagten uns, dass Eric, Leon, Philip
und Elias in dieser Reihenfolge vor der Pause und vor dem Zimmerwechsel in den
Zimmern vierundzwanzig, fünfundzwanzig, sechzehn und sieben waren. Und Elias,
Philip, Leon und Eric nach der Pause in den Zimmern einundzwanzig,
dreiunddreißig, achtunddreißig und neun. Aber das sagte uns nichts. Franziska war plötzlich verschwunden und
Franziska war ebenso plötzlich wieder da. Mit einem Fluchtwegeplan, der auch ein
Zimmerplan war. „In der ersten Etage liegen die Zimmer dreiunddreißig, neun und
sechzehn, in der zweiten Etage die Zimmer vierundzwanzig, zwölf und
achtunddreißig und in der dritten Etage die Zimmer sieben, fünfundzwanzig und
einundzwanzig. Also …!“
Wissen Sie, welcher Verdächtige zur Tatzeit am
Tatort und damit der Täter war?
LÖSUNG:
Leon ist der Täter! Nach dem Zimmerplan („… in der ersten Etage liegen
die Zimmer dreiunddreißig, neun und sechzehn …“) und den Zimmern der
Verdächtigen vor und nach dem Zimmerwechsel („… nach der Pause in den
Zimmern einundzwanzig, dreiunddreißig, achtunddreißig und neun …“) hält
sich nur einer der Verdächtigen am Tatort „hier auf der Treppe zwischen
der zweiten und der dritten Etage“ auf – weil dieser Verdächtige Leon
ist (von Zimmer 25 zu Zimmer 38), kann nur Leon der Täter sein!
EIN-SATZ-EINSATZ FÜR LEA LÖWE: DAS SCHLIESSFACH
RATEKRIMI -
1000 ZEICHEN -
© BY JENS KLAUSNITZER
Ich
lebe als Studentin und Detektivin in Leipzig, möchte mit euch gemeinsam meinen
neuen Fall lösen, fuhr deshalb mit der Sechzehn vom Augustusplatz zum
Hauptbahnhof, kaufte mir beim Schachtelwirt einen Ein-Euro-Spar-Cappuccino, ging
zu den Gepäckschließfächern in der Westhalle, entdeckte dort drei Reihen mit
Schließfächern übereinander, insgesamt einundzwanzig, nummeriert von Nummer eins
links unten in der Ecke in einer Schlangenlinie bis Nummer einundzwanzig rechts
oben in der Ecke, packte für eine Bekannte einen Hunderter in das Schließfach
dreizehn, sollte später dafür ihr gestohlenes Handy mit den peinlichen
Party-Pics in diesem Schließfach finden, weiß noch immer nicht, wer die Täterin
war, weiß nur, dass eine Blondine an dem sechsten Fach von rechts in der dritten
Reihe von unten, eine Rothaarige an dem ersten Fach von links in der zweiten
Reihe von oben und eine Schwarzhaarige an dem sechsten Fach von rechts in der
zweiten Reihe von unten war und warte darauf, dass ihr es wisst!
LÖSUNG:
Die Schwarzhaarige ist die Täterin, denn nach der Anordnung der
Schließfächer und dem Hinweis auf die Nummerierung ist das Schließfach
13 „das sechste Fach von rechts in der zweiten Reihe von unten“!
DIE SCHLANGE
RATEKRIMI -
4000 ZEICHEN -
© BY JENS KLAUSNITZER
„In meinem Urlaub war in meinem Hotel eine
Schlange!“, erklärte mein Klient, als er nicht mehr in seinem Urlaub und in
seinem Hotel, sondern in meinem Büro war. Sollte ich erschrocken sein, weil ich
noch nie eine Schlange gesehen hatte? Sollte ich unerschrocken sein, weil ich
schon oft eine Schlange gesehen hatte? Oder sollte ich gar nichts sein und mich
einfach nur freuen, dass zumindest mein Klient noch am Leben und als
Honorarzahler noch im Leben war? Ich sagte nichts, weil ich nichts Falsches
sagen wollte, aber mein Klient konnte noch etwas sagen: „In meinem Hotel war natürlich keine richtige
Schlange, die richtigen Schlangen waren vor und hinter dem Hotel, in meinem
Hotel war eine falsche Schlange!“ Wieder sagte ich nichts, weil ich wieder
nichts Falsches sagen wollte, denn ich wusste nicht, ob mir mein Klient von
einem Urlaub mit einer Schwiegermutter oder mit einer Arbeitskollegin erzählen
wollte. Der Mann lachte mich an und der Mann lachte
mich vielleicht auch aus. „Ich weiß, was Sie jetzt denken, aber das dürfen Sie
nicht denken, weil Sie sonst falsch denken. In meinem Hotel war zwar eine
falsche Schlange, aber meine Schwiegermutter, meine Arbeitskollegin aus dem
Einkauf, meine Nachbarin aus dem Haus Nummer dreizehn, die Frau von … Auf jeden
Fall war keine von diesen Frauen in meinem Hotel!“ Der Mann hatte sich wegen der
vielen falschen Schlangen in seinem richtigen Leben ein wenig aufgeregt und als
er sich wieder ein wenig abgeregt hatte, konnte er weiter über die eine falsche
Schlange in seinem Hotel sprechen. „Es war eine Schlange aus Menschen, die sich
um ein kaltes Büfett wand, es war keine Schlange aus Haut, die sich um einen
warmen Körper wand. Auch wenn sich so mancher Mensch dort in dieser Schlange so
verhielt, als ob er sich gleich um einen warmen Körper winden und gleich einen
anderen Menschen dort in dieser Schlange erwürgen wollte. Weil dieser andere
Mensch vor ihm den letzten Teller, die letzten Pommes, das letzte Brot oder den
letzten Orangensaft genommen und dieser manche Mensch erst einmal nichts hatte!“ Wieder regte sich der Mann auf und wieder regte sich der Mann ab und gleich
danach regte sich der Mann wieder auf. „Eine von diesen Frauen in dieser
Schlange an diesem letzten Tag hat mir heimlich ihre Handynummer in meine
Hosentasche gesteckt, was ich unheimlich fand, weil ich doch nun wirklich nicht
schön bin, oder?“ Sie ahnen, dass ich noch einmal nichts sagte? „Jetzt habe ich
das alte Problem, das ich schon in jungen Jahren hatte - ich weiß nicht, wen ich
da anrufe, wenn ich da anrufe!“ Er hatte aber nicht nur das Problem, er hatte
auch die Fotos zum Problem, denn er hatte auf seinen Fotos tatsächlich all diese
Frauen aus dieser Schlange gefunden und all diese Frauen aus den Fotos
ausgeschnitten und einzeln ausgedruckt. Und nun lagen diese Frauen so
nebeneinander auf dem Tisch, wie sie nacheinander am Anfang in dieser Schlange
gestanden hatten: Ganz vorn eine Frau in Shorts, ganz hinten eine blonde Frau
und ganz in der Mitte eine Frau in Badeschuhen, vor der Frau in Badeschuhen eine
schwarzhaarige Frau und nach der Frau in Badeschuhen eine Frau in einer Hose,
vor der blonden Frau eine Frau im Bikini und nach der Frau in Shorts eine
rothaarige Frau, genau in der Mitte zwischen der Frau im Bikini und der Frau in
der Hose eine Frau mit Kette und genau in der Mitte zwischen der rothaarigen
Frau und der schwarzhaarigen Frau eine Frau im Kleid, vor der Frau im Kleid mein
Klient und nach der Frau mit Kette eine brünette Frau, und nach der Frau in der
Hose eine Frau im Rock und vor der schwarzhaarigen Frau eine Frau mit Brille. Ich nahm einige Fotos wieder weg, weil einige
Frauen am Ende aus der Schlange verschwunden waren – und mit ihnen waren die
schwarzen Haare, der Bikini, die Shorts, die Brille, die Hose, das Kleid, der
Rock und die Badeschuhe verschwunden …
Wissen Sie, wer die Frau mit der
heimlich-unheimlichen Handynummer war, wenn Sie wissen, dass es die Frau war,
die am Ende direkt hinter dem Mann war?
LÖSUNG:
Die Frau mit Kette ist die Täterin!
Nach der
Reihenfolge der Menschen in der „Schlange“ am Anfang („… ganz vorn eine
Frau in Shorts, ganz hinten eine blonde Frau …“) und am Ende („… das
Kleid, der Rock und die Badeschuhe verschwunden …“) steht am Ende die
Frau mit Kette „direkt hinter dem Mann“ – nur die Frau mit Kette kann
also die Täterin sein!
DAS UNENTSCHIEDEN
RATEKRIMI -
1800 ZEICHEN -
© BY JENS KLAUSNITZER
Ich bin Ihr Sonntagsdetektiv und ich möchte
hier mit Ihnen meinen neuen Fall lösen, den Fall mit dem Unentschieden … Sie spielten mit einem Ball. Mit einem weißen
Ball mit schwarzen Streifen. Sie spielten mit einem Fuß. Mit einem linken und
mit einem rechten Fuß. Sie spielten in einem Stadion. In einem Stadion mit einem
Rasen in der Mitte. Und mit einem Tor an dem einen Ende des Rasens und mit einem
Tor an dem anderen Ende des Rasens. Sie spielten vor Zuschauern in diesem
Stadion. Vor viertausend Zuschauern auf der einen Seite des Stadions. Vor
viertausend Zuschauern auf der anderen Seite des Stadions. Und vor zweitausend
Zuschauern in der einen und in der anderen Kurve. Sie spielten in Trikots. Die
eine Mannschaft in blauen Trikots und die andere Mannschaft in roten Trikots. „Ich wünsche uns ein gutes Spiel!“, wünschte
der Schiedsrichter. Aber sein Wunsch ging zunächst nicht in Erfüllung. In der
ersten Halbzeit passierte nämlich nichts. In der zweiten Halbzeit aber passierte
alles. Denn in der zweiten Halbzeit sahen die Zuschauer sechs Tore. Und ich sah
sie auch. Die Zuschauer und die Tore. Nachdem wir zusammen in der ersten
Halbzeit keine Tore gesehen hatten. Das rote Team erzielte in der
vierundsechzigsten Minute ein Tor. Das blaue Team traf in der dreiundfünfzigsten
Minute ins gegnerische Tor. Das blaue Team schoss in der zweiundsiebzigsten
Minute ein Tor. Das rote Team schoss in der fünfundfünfzigsten Minute ein Tor.
Das rote Team traf in der siebenundvierzigsten Minute ins gegnerische Tor. Und
das blaue Team erzielte in der sechsundachtzigsten Minute ein Tor …
Hatte der Verdächtige ein Alibi, weil es in
diesem Spiel ein 2:2 gab, wie er später behauptete? Oder hatte der Verdächtige
kein Alibi, weil es in diesem Spiel kein 2:2 gab und er überhaupt nicht im
Stadion war?
LÖSUNG:
Der Verdächtige hatte kein Alibi, weil es in
diesem Spiel kein 2:2 gab und er überhaupt nicht im Stadion war!
Nach
der Reihenfolge der erzielten Tore („… das rote Team erzielte in der
vierundsechzigsten Minute ein Tor …“) gibt es nacheinander die
Spielstände 0:1, 1:1, 1:2, 1:3, 2:3 und 3:3, nicht aber 2:2 – weil es
dieses falsche 2:2 (Beweis seiner Anwesenheit) nicht gibt und der
Verdächtige also nicht im Stadion gewesen sein kann, hat er kein Alibi!
KOMMISSAR KOBER … UND DER TOTE IM ZUG
RATEKRIMI -
4200 ZEICHEN -
© BY JENS KLAUSNITZER
„Was
haben wir?“, fragte ich so, wie alle Polizisten fragen, wenn sie wieder einmal
nach allen anderen Polizisten an einem Tatort eintreffen, weil sie wieder einmal
nach allen anderen Polizisten verständigt wurden. Der
neben dem Toten im dritten Waggon des Nachtzuges von Altendorf nach Neustadt auf
einem Sitz sitzende Rechtsmediziner wandte mir kurz sein Gesicht zu, zog die
Mundwinkel nach unten und bellte: „Was wir haben? Ich habe zu tun und du hast
keine Ahnung!“ Dr. Richters schlechte Laune bei Einsätzen nach zweiundzwanzig
Uhr war allgemein bekannt und nun, kurz nach Mitternacht, schien diese schlechte
Laune den kritischen Bereich zu erreichen.
Ich
spürte das gemeinsam gemeine Grinsen aller im Waggon arbeitenden Kollegen der
Spurensicherung und der Doktor spürte es wahrscheinlich auch. Außerdem fiel ihm
nach einigen Sekunden wohl ein, dass nicht ich ihn telefonisch aus seinem
Nachtschlaf gerissen hatte. Das stimmte ihn ein wenig milder. „Wir
haben ein Opfer und keinen Täter, nur ein paar tatverdächtige Mitfahrer in
diesem Zug, der von Altendorf über Lindberg, Sonnhausen, Bärenburg, Beerenbach,
Tannwald und Maxhagen hierher nach Neustadt gefahren ist. Und die Tatwaffe ist
diesmal nicht der obligatorische stumpfe Gegenstand, die Tatwaffe sind die Hände
des Täters! So etwa …!“ Bevor
die riesigen Hände des schlecht gelaunten Arztes meinen Hals erreichen und mir
schmerzhaft den ungefähren Tathergang demonstrieren konnten, ergriff ich sie,
drückte sie nach unten und murmelte: „Danke, ich kann es mir vorstellen!“ Dr.
Richter sah mich enttäuscht an und das Schnaufen der Kollegen hinter meinem
Rücken wurde lauter, deshalb verließ ich den Waggon und suchte die Verdächtigen. Die
allerdings gab es nicht wirklich, es gab sie nur in der Erinnerung des
Lokführers, der mir zunächst erklärte, dass in diesem Zug nur er und kein
Zugbegleiter fuhr, er also ein Mann mit zwei Aufgaben und nur einem Gehalt war.
Als ich ihm von unseren Überstunden und unseren Gehältern erzählte, breitete er
seine Arme aus, damit ich schluchzend in sie sinken konnte. Nachdem ich das
abgelehnt hatte, konnten wir zum Thema zurückkehren. „Ich
weiß, dass diese Leute an verschiedenen Stationen eingestiegen und an
verschiedenen Stationen ausgestiegen sind. Der Typ in der Jeans zum Beispiel,
der ist in Maxhagen ausgestiegen, ich habe gesehen, wie der dort zu seinem Auto
gegangen ist. Oder wenigstens zu einem Auto. Der Kerl im Anzug stieg in
Sonnhausen aus, auch der hatte es ziemlich eilig. Der Mensch mit dem Basecap
verließ mich in Bärenburg, also er verließ meinen Zug, der Bursche mit den
Sportschuhen verschwand in Neustadt und der Alte in der Lederjacke auch in
Neustadt! Aber diese beiden sind nun auch nicht mehr da!“ Weil
niemand in dem Opfer ein Opfer, sondern nur einen auf seinem Platz direkt am
Fenster Schlafenden gesehen hatte. Erst der Lokführer hatte den Toten entdeckt,
als er auf seinem Kontrollgang durch den hier im Zielbahnhof stehenden Zug den
Schlafenden wecken wollte, aber aus verständlichen Gründen nicht mehr wecken
konnte.
Der
Lokführer wusste wirklich nicht nur, an welchen Stationen die Verdächtigen
ausgestiegen waren, er wusste auch, an welchen Stationen sie eingestiegen waren.
„Der Tote ist schon in Altendorf eingestiegen, als er noch ein Lebender war, und
– na ja – nun als kein Lebender, sondern eben ein Toter, sozusagen erst hier in
Neustadt ausgestiegen!“
Eingestiegen waren außerdem der Lederjackenmann in Beerenbach, der
Sportschuhmann in Tannwald, der Basecapmann in Altendorf, der Anzugmann in
Altendorf und der Jeansmann in Lindberg. „Ich
fahre diesen Zug nachts immer mit zwei Waggons. Die Fahrgäste steigen aber
meistens nicht in den zweiten, sondern in den ersten Waggon, weil ihnen das in
meiner Nähe ein Gefühl der Sicherheit gibt!“ Er hob entschuldigend seine
Schultern. „In diesem Fall leider ein trügerisches Gefühl für das spätere Opfer!
Ich denke deshalb, dass der Täter zur Tatzeit allein mit dem Opfer im Zug war,
auf einer Strecke zwischen zwei Stationen, an denen die anderen Verdächtigen
noch nicht eingestiegen oder schon ausgestiegen waren ...!“
Wissen
Sie, wer dieser Täter war, der auf einer Strecke zwischen zwei Stationen allein
mit dem Opfer im Zug war?
LÖSUNG:
Der
Mann in der Jeans ist der Täter! Nach Fahrtroute („... von Altendorf über
Lindberg, Sonnhausen, Bärenburg, Beerenbach, Tannwald und Maxhagen
hierher nach Neustadt ...“) und Ein- und Ausstiegsstationen der
Verdächtigen („... der Kerl im Anzug stieg in Sonnhausen aus ...“) ist
nur der „Jeansmann“ zwischen Bärenburg und Beerenbach mit dem Opfer
allein im Zug – nur der Mann in der Jeans kann also der Täter sein!
PRIVATDETEKTIV ERIC ESCHE: ZIMMER MIT AUSBLICK
RATEKRIMI -
5000 ZEICHEN -
© BY JENS KLAUSNITZER
Mein Klient hatte mir ein Flugticket gegeben und ich hatte meine Reisetasche und
den zu diesem Flugticket gehörenden Flug genommen, deshalb nahm ich eine Stunde
später auch im Flugzeug in einer mittleren Reihe auf dem passenden Platz Platz
und gab mir alle Mühe, mir von diesem müden Morgen nicht die Hoffnung auf einen
munteren Tag nehmen zu lassen. Das allerdings fiel mir nicht leicht, denn mir fielen zwar immer wieder die
schönen Scheine ein, die als Vorschuss auf mein Honorar in meiner Tasche
knisterten und knasterten, aber mir fielen auch regelmäßig die Augen zu. Bis mir
auffiel, dass ich den anderen Fluggästen schon aufgefallen war, weil ich auch
nach der Landung des Fliegers noch immer so schrecklich schön auf meinem Sitz
schlummerte …Der erste Schock war die Temperatur, die am Ankunftsort herrschte und die mich
fast dazu brachte, mir alle überflüssigen Dinge einschließlich meiner Haare vom
Körper und vom Kopf zu reißen, der zweite Schock war der Preis, den der wenig
tolle Taxifahrer für die noch weniger tolle Taxifahrt verlangte, und der dritte
Schock war das Hotel, vor dem ich mich fand, als ich nicht mehr mit dem Taxi
fuhr. Weil Architekten alles tun dürfen, was sie tun wollen, wenn sie etwas tun sollen
und nicht gerade ein Budget, ein Vergabewettbewerb oder richtiges Grundwasser an
der falschen Stelle sie stoppt, hatte der Architekt des Hotels das Hotel als
offenes Buch in die Landschaft stellen lassen, als ein Buch, an dessen
Buchrücken die Straße und der Eingang klebten und
zwischen dessen im Winkel von ungefähr neunzig Grad
aufgeschlagenen Seiten auf der genau
gegenüberliegenden Seite der Pool mit seinen beiden Poolecken wie ein
Lesezeichen klemmte. Ich wartete auf den Mann, auf den ich im Foyer zu warten hatte, und während ich
wartete, wartete und wartete, hatte ich ziemlich viel Zeit, mir auf dem an der
Wand hängenden Fluchtwegeplan einen Fluchtweg für eine mögliche Flucht
auszusuchen, auch wenn ich nicht in ein Zimmer gehen und es deshalb wohl nie zu
einer Flucht kommen würde. Auf jeder der acht Etagen gab es achtzig Zimmer, immer vierzig auf der linken
und vierzig auf der rechten Seite, was dieses Buch nicht gerade als Taschenbuch,
sondern wegen der faszinierenden Fassade mit den ebenfalls immer achtzig Balkons
auf jeder Etage eher als beeindruckenden Bildband erscheinen ließ.Die Zimmer mit den Zimmernummern eins bis zwanzig lagen auf allen Etagen links
und dort auf der Rückseite und damit zur Straße, was zwar keinen Ausblick auf
den Pool, aber doch einen auf die Mülltonnen garantierte, die Zimmernummern
einundzwanzig bis vierzig lagen ebenfalls links, sie aber zum Pool auf der
Vorderseite und so auf der nicht nur im übertragenen, sondern auch im wahren
Sinn Sonnenseite, wie die Zimmer einundvierzig bis sechzig auch, die aber rechts
lagen, und die Zimmer mit den Nummern einundsechzig bis achtzig lagen auch
rechts und wieder zur Straße. „Dieses kleine Bauteil, das ich eigentlich haben sollte, habe ich leider nicht
mehr, obwohl ich bis jetzt danach gesucht und nicht nur mein Zimmer, sondern
auch mich auf den Kopf gestellt habe!“, gestand mir der Mann, der auf einmal vor
mir stand, und er erschreckte mich nicht durch das nicht vorhandene Bauteil,
sondern durch seine vorhandene Badehose, die für seinen großen Körper ziemlich
zu klein und deshalb für einen anständigen Menschen schon fast unanständig war. Die Ursache des Unheils war die Tatsache, dass der Mann am Abend zuvor vier
andere Männer kennen gelernt hatte, und während dieses Treffen bei ihm wirklich
Zufall war, war es bei einem der Männer wahrscheinlich Absicht. Und deshalb war
das Bauteil nun weg! „Ein Typ wohnt mit seiner Frau in Zimmer zweihundertzweiundvierzig!“, erfuhr
ich, der ich bald wieder fahren musste und bestimmt nicht mit der Frau dieses
Verdächtigen fahren würde. „Ein zweiter mit seiner Tochter in Zimmer
vierhundertachtzehn, aber so, wie diese Tochter aussieht, wird ihr Vater
bestimmt kein dreister Dieb sein. Nummer drei wohnt in Nummer
siebenhundertneununddreißig und der vierte Kandidat in Zimmer
fünfhundertdreiundsechzig!“ Während wir durch das Hotel und dann unten um den Pool schlenderten, schlenderte
oben der Täter auf seinen Balkon, und während der eine Mann mich an der Bar mit
ein paar Getränken milde zu stimmen versuchte, versuchte der andere Mann auf dem
Balkon, uns beide zu verhöhnen: Er hielt nämlich etwas in die Höhe, das nicht
alles Mögliche, sondern nur das böse Bauteil sein konnte, und er winkte uns zum
Abschied gemein grinsend zu, bis er wieder in seinem Zimmer verschwand, aus dem
er dann eilig verschwinden wollte …
Wissen Sie, in welchem Zimmer der Mann wohnte, den ich auf einem der auf dem
Fluchtwegeplan verzeichneten Fluchtwege stellte, indem ich ihm neben dem einen
oder anderen Bein auch gleich noch meinen gesamten Körper in den Weg stellte,
wenn Sie wissen, dass es mit Sicherheit nicht der Mann mit Frau aus Zimmer
zweihundertzweiundvierzig war, weil der durch seine Frau und ein Alibi über
jeden Verdacht erhaben war?
LÖSUNG:
Der Mann aus Zimmer 739 ist
der Täter! Nach Lage der Zimmer („… eins bis zwanzig lagen auf allen Etagen
links und dort auf der Rückseite und damit zur Straße …“), Zimmernummern
der Verdächtigen („… ein zweiter mit seiner Tochter in Zimmer
vierhundertachtzehn …“) und dem Hinweis „… nicht der Mann mit Frau aus
Zimmer zweihundertzweiundvierzig …“ hat nur der Mann aus Zimmer 739 ein
Zimmer auf der Poolseite und kann dem Detektiv und seinem Begleiter am
Pool „zum Abschied gemein grinsend“ zuwinken – nur der Mann aus Zimmer
739 kann also der Täter sein!
CHIEFINSPECTOR STEVEN BAKER: MORD IM NACHTZUG
RATEKRIMI -
6000 ZEICHEN -
© BY JENS KLAUSNITZER
Die Dunkelheit lag wie eine schwarze Drohung über dem nur spärlich
beleuchteten Gebäude des kleinen Bahnhofs Hamsfield, siebzig Kilometer
nördlich von London. Chiefinspector Steven Baker ließ den Wagen auf dem
Vorplatz ausrollen und sah seinen Assistenten Theodore Greene an. "Was
wissen wir, Mister Green?" "Nun, Sir, im Nachtzug von London nach
Yesperhouse wurde vom Zugbegleiter in einem leeren Abteil eine leblose
Person entdeckt. Männlich, ungefähr fünfunddreißig Jahre alt und eins
achtzig groß. Der Mann ist tot. Weil der Zugbegleiter am Hals der Person
Druckstellen bemerkte, die er für Würgemale hielt, hat er hier vom
Bahnhof aus den Notruf gewählt, den Zug warten lassen und das Abteil
verschlossen!" Chiefinspector Baker stieg aus. "Also los, Mister Green!
Ich möchte, dass Sie eine Liste mit den Namen der Passagiere
zusammenstellen, mit den Namen aller Passagiere dieser Fahrt. Ich will
alle Ein- und Ausstiegsstationen von jedem. Verstanden? Gut! Wissen Sie,
welche Route dieser Zug fährt?" Green dachte ein paar Sekunden nach,
dann erklärte er entschieden: "Ja, Sir! Von London aus über Batings,
Shalgrow und Gullans hierher nach Hamsfield und von hier dann weiter
nach Yesperhouse. Die letzte Station vor Yesperhouse ist Coles. Äh,
Verzeihung, Sir, ich habe die Stationen Defford, Tackerville, Leanburg
vergessen. Die liegen in dieser Reihenfolge zwischen Gullans und
Hamsfield, natürlich!" Während Green in dem kleinen Restaurant des
Bahnhofs verschwand, eilte der Chiefinspector durch die Bahnhofshalle
nach draußen auf den Bahnsteig. Ein frierender Polizist deutete zu einem
der beleuchteten Wagons. "Gleich dort, Sir!" Baker riss die Tür des
Wagens auf, stieg die drei winzigen Stufen hinauf und öffnete dann die
innere Tür. Das Opfer, ein kräftiger Mann mit einem ovalen Gesicht und
dunkelbraunen Haaren, lag auf zwei Sitzen, der Kopf lehnte am Fenster.
Einer der vier Männer, die im Wagen Spuren sicherten, kam auf den
Chiefinspector zu, nickte grüßend und hielt Baker ein Stück Papier
entgegen. "Das hier haben wir in seiner Jacke gefunden, Steven. Ein
Ticket für eine Fahrt bis Defford. Sieht ganz so aus, als ob der Ärmste
hier aussteigen wollte! Aber das wollte wohl jemand verhindern. Und noch
etwas: Der Zugbegleiter, dieser Collins, der hat uns gesagt, dass er an
der Station vor Defford noch mit dem Opfer gesprochen hat. Da war noch
alles in Ordnung!" Chiefinspector Baker klopfte dem Mann anerkennend auf
die Schulter und wandte sich dann einem anderen zu. "Wie sieht es aus,
Doc?" Der Arzt lächelte bitter. "Schlecht, Baker, dem kann leider
niemand mehr helfen. Todesursache wahrscheinlich ... aber das muss ich
Ihnen ja nicht erklären. Den Rest erzähle ich Ihnen, wenn ich den jungen
Mann auf meinem Tisch hatte, ich rufe Sie an. Bis bald!" Im Restaurant
hatte Greene inzwischen die Liste mit den Namen der Passagiere
zusammengestellt. "Vollständig, Sir, die Zahl der Passagiere stimmt mit
den verkauften Tickets überein. Ich habe auch in London angerufen,
insgesamt achtundzwanzig Fahrgäste!" Er wies auf fünf Namen, die er
farbig markiert hatte. "Interessant für uns dürften die sein, nur sie
stehen in irgendeiner Beziehung zum Opfer. Ein Raub scheidet als Motiv
ja aus, wie Sie sagten. Weil die Brieftasche des Mannes noch vorhanden
ist." Green legte das Blatt auf einen der Tische und zeichnete auf dem
Papier eine Linie mit mehreren Punkten. "Also, mir ist aufgefallen, dass
die Verdächtigen immer nur zwei Stationen gefahren sind, also immer bis
zur jeweils übernächsten Station im Zug waren. Jacobs stieg in
Tackerville zu, Stanton in Batings, dieser Laughley, der mir übrigens
sehr auffällig scheint, in Defford, Richards in Shalgrow und McCann in
Leanburg!" In großen Buchstaben schrieb Green die Namen unter die
entsprechenden Stationen. Als er fertig war, betrachteten die beiden
Männer die Skizze einige Sekunden lang. "Wir haben ihn, Mister Green!
Denn nur einer unserer Verdächtigen war zwischen den zwei fraglichen
Bahnhöfen im Zug!"
Wissen Sie, wer der Täter?
LÖSUNG:
Richards ist der Täter! Der Zug fährt die Strecke London,
Batings, Shalgrow, Gullans, Defford, Tackerville, Leanburg, Hamsfield,
Coles und Yesperhouse. Das Opfer hat ein Ticket bis Defford in der
Tasche und wird an der Station vorher (Gullans) noch lebend gesehen, die
Tat geschah also zwischen Gullans und Defford. Weil zwischen diesen
beiden Bahnhöfen von den Verdächtigen nur Richards im Zug war, kann nur
Richards der Täter sein!
DIE KOMMISSARIN UND DER KOMMISSAR:
DER SCHATTEN
RADIO-RATEKRIMI -
© BY JENS KLAUSNITZER
Kommissar: Die Sonne kommt morgens im Osten raus, im Süden macht sie
mittags eine Paus‘, abends will sie unbedingt im Westen sein und in den
Norden kommt sie niemals und nimmer rein …
Kommissarin: Willst du dein Geld jetzt nicht mehr mit
Ermittlungsberichten, sondern mit Ermittlungsgedichten verdienen?
Kommissar: Ich möchte erst einmal so viel Geld verdienen, wie eine
Mitarbeiterin in einem Bürogebäude gestern Mittag verdient hat! Die hat
nämlich in ihrer Firma den Safe ihres Chefs geöffnet und …
Kommissarin:
… das ganze Geld aus dem Safe genommen!
Kommissar: Die konnte kein
ganzes Geld aus dem Safe nehmen, in dem Safe war nämlich gar kein Geld
drin! Da waren nur die Pläne für die neue Eissporthalle drin, aber diese
Pläne sind mehr wert als ein Safe voller Bargeld!
Kommissarin: Und wir
haben keine Ahnung, wer die Mitarbeiterin ist?
Kommissar: Wir haben nur
ein bisschen eine Ahnung, diese miese Mitarbeiterin hat nämlich kurz
danach aus ihrem Büro ihren Chef angerufen und zu ihm gesagt, dass sie
in ihrem Büro schön im Schatten sitzt und von der Sonne träumt!
Kommissarin: Aber die wird nicht mit dem Geld für die Rückgabe der Pläne
in die Sonne abfliegen, die wird jetzt gleich auffliegen! Denn wir
wissen, ob die ihr Büro auf der Westseite, auf der Ostseite, auf der
Nordseite oder auf der Südseite des Bürogebäudes hat!
Kommissar: Also
geht die Sonne für uns auf und für sie geht sie unter …!
LÖSUNG:
Die Mitarbeiterin in dem Büro auf der Nordseite des Gebäudes ist die
Täterin, denn wenn die Täterin mittags (kurz nach der Tat) in ihrem Büro
„… schön im Schatten sitzt …“, muss sie nach dem „Lauf“ der Sonne („… im
Süden macht sie mittags eine Paus‘ …“) in einem Büro auf der Nordseite
des Gebäudes sitzen – nur die Mitarbeiterin in dem Büro auf der
Nordseite des Gebäudes kann also die Täterin sein!